Luftaufnahme eines Kraftwerks an einem Fluss mit aufgestautem Wasser, angrenzendem Waldgebiet und Wanderwegen bei klarem Wetter.

Umgehungsgewässer und Lebensraum

Dank moderner Fischwanderhilfen sind Kraftwerke nicht länger unüberwindbare Barrieren für Fische und andere Wasserlebewesen. So können sie ihre Wanderung am Kraftwerk vorbei fortsetzen. Der umfassende Lebensraumansatz von VERBUND mit naturnahen Umgehungsgewässern macht es zudem möglich, dass für viele Arten auch neue Lebensräume entstehen.

Innkraftwerk Braunau-Simbach

Das Kraftwerk Braunau-Simbach ist ein Laufkraftwerk am Inn in den Gemeinden Ranshofen (Oberösterreich) und Kirchdorf am Inn (Bayern). Das Kraftwerk wurde zwischen 1951 und 1954 gebaut. Vier vertikale Kaplan-Turbinen erzeugen heute im Durchschnitt jährlich etwa 550 GWh Strom.

Durchgängigkeit am Innkraftwerk Braunau-Simbach

Um die Passierbarkeit herzustellen, wurde von 2023 bis 2024 ein neues dynamisch dotiertes Umgehungsgewässer errichtet. Es stellt einerseits die Durchgängigkeit her und schafft zusätzlich neuen Fließgewässerlebensraum. Der große natürliche Umgehungsfluss ist aus einer Studie von Varianten entstanden und nach deutschen und österreichischen Richtlinien so gestaltet, dass die gesamte Fischfauna (alle Arten und alle Lebensstadien) ohne Einschränkungen am Kraftwerk vorbeischwimmen kann.

Er stellt dabei auch Reproduktionsflächen und Jungfischhabitate für die Fluss-Fischfauna bereit. Zusätzlich zur Fischfauna profitieren auch andere Tiergruppen wie z.B. kiesbrütende Vögel von den neu geschaffenen Kiesbänken.

Der große naturnahe Umgehungsfluss hat eine Gesamtlänge von 3,1 km und eine Breite zwischen 5 und 8 m. Zusätzlich ist er mit vielfältigen Tiefen gestaltet. Die Dotation variiert saisonal zwischen 2 und 8 m³/s und ist dem natürlichen Abfluss eines großen Nebenflusses des Inns ähnlich. Die hohe Dynamik führt zu einer ständigen Umgestaltung der Flusssohle und der Ufer, wodurch lockere Kieshabitate für laichende Fische und kiesbrütende Vögel entstehen.

Die Bauarbeiten waren umwelt- und klimafreundlich konzipiert. Der Bodenaushub (insgesamt 110.000 m³) wurde innerhalb der Baustelle zur Schaffung neuer Lebensräume verwendet. So wurden Transportwege und Fahrzeugemissionen auf ein Minimum reduziert, was dem Klima, den Bewohnern der umliegenden Gemeinden und der Tierwelt zugutekam.

Innkraftwerk Egglfing-Obernberg

Das Wasserkraftwerk Egglfing-Obernberg ist ein Laufkraftwerk am Inn in den Gemeindegebieten Bad Füssing (Bayern) und Obernberg (Oberösterreich). Es wurde 1944 in Betrieb genommen. 

Luftaufnahme eines Laufkraftwerks, umgeben von grüner Vegetation und einer kleinen Ortschaft im Hintergrund.

Durchgängigkeit Egglfing-Obernberg

Im Verlauf des Malchinger Bachs, der am linken Ufer des Inn verläuft und flussab des Kraftwerkes in den Inn mündet, errichtet VERBUND ein etwa 5,8 km langes und 15 bis 20 m breites, dynamisch dotiertes Umgehungsgewässer.

Es ist mit einer vielfältigen Tiefenverteilung gestaltet und bietet mehrere unterschiedliche Lebensraumtypen. Der Durchfluss variiert saisonal zwischen 4 und 40 m³/s  und ahmt somit den natürlichen Durchfluss eines großen Nebenflusses des Inns nach. Die hohe hydrologische Dynamik führt zu einer ständigen Umgestaltung des Flussbettes und der Ufer, die lockere Kieshabitate für laichende Fische und kiesbrütende Vögel bietet.

Das Umgehungsgewässer überwindet in Summe rd. 10,6 Höhenmeter und ist in zwei Abschnitte unterteilt. Das Verbindungsgerinne mit einer Länge von 1,7 km ist die Verbindung vom Stauwasserspiegel im Oberwasser bis zum tiefer liegenden Aueniveau. Das Augerinne verläuft weiter auf Niveau der Aue im ursprünglichen Talgefälle des Inns bis zur Mündung in das Unterwasser des Kraftwerkes. Derzeit ist diese Maßnahme im Stadium des Genehmigungsverfahrens.

Weitere Maßnahmen im Projekt LIFE Riverscape Lower Inn

Auen

Im Bereich von insgesamt drei Kraftwerken im Projektgebiet sollen verlorengegangene Flusstrukturen wieder hergestellt werden. Die Auen spielen dabei eine besondere Rolle – als Lebensräume für typische Flora und Fauna.
Eine naturbelassene Wasserfläche umgeben von Bäumen und Schilf.

Blühende Inn-Dämme

Dämme im Bereich der Kraftwerke sind nicht nur Begleiterscheinungen der Wasserkraft. Sie sind – entsprechende Pflege vorausgesetzt – auch Lebensräume von besonderer Qualität. Bei insgesamt vier Kraftwerken soll die Chance genutzt werden, artenreiche Wiesen und Trockenrasen von europäischer Bedeutung zu entwickeln.

Lila Blumen im Vordergrund mit einem ruhigen Fluss und üppigem Grün im Hintergrund an einem bewölkten Tag.